Helikoptergeld – Der Anfang vom Ende der Währungen?
Die Zinsen wurden am 10.März 2016 in der Eurozone abgeschafft. Die Inflationsrate möchte trotzdem nicht steigen, was eine alte Idee auf den Plan ruft: das Für und Wider des sogenannten Helikoptergeldes wird aktuell breit in den Medien und unter Fachleuten diskutiert. Geld, das von der Zentralbank EZB direkt auf die Konten der Bürger der Eurozone überwiesen wird – praktisch ein Geldgeschenk, ganz ohne Gegenleistung und Verpflichtung.
Naja, nicht ganz: die Geldempfänger sollen dieses Geld direkt wieder ausgeben und verkonsumieren, so soll die Wirtschaft und damit die Inflationsrate angekurbelt werden. Doch kann eine solche Rechnung aufgehen? Blicken wir genauer auf das Prinzip „Helikoptergeld“.
Was ist Helikoptergeld?
Unter Helikoptergeld (Englisch: helicopter money) versteht man die Idee, dass Zentralbanken im Rahmen einer ultraexpansiven Geldpolitik zur Ankurbelung der Inflation oder zur Bekämpfung einer drohenden Deflation Zentralbankgeld unter Umgehung der Banken und Finanzmärkte direkt an die Bürger ausschütten. Der Ausdruck wurde erstmals 1969 vom US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler und späteren Gewinners des Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften Milton Friedman verwendet. Das Konzept von Helikoptergeld war ursprünglich als reines akademisches Gedankenspiel gedacht. Zur Bekämpfung der Finanzkrise ab 2007 sowie der darauffolgenden Eurokrise gingen viele Notenbanken zu einer stark expansiven Geldpolitik über. Als diese Maßnahmen nicht die gewünschte stimulierende Wirkung auf die Konjunktur zeigten, starteten verschiedene Notenbanken von reichen Ländern sogenannte Quantitative Lockerungs-Programme (oder QE von englisch quantitative easing) und kauften im grossen Stil private Anleihen und/oder Staatsanleihen auf. Da auch diese Maßnahmen noch nicht den gewünschten Wirtschaftsaufschwung brachten, führten mehrere Notenbanken Negativzinsen ein. Die Ausgabe von Helikoptergeld wäre ein Eingeständnis, dass alle bis jetzt getroffenen Maßnahmen gescheitert wären.
Helikoptergeld – das gab es schon einmal
Die USA setzten bereits im Jahr 2008 das Helikoptergeld zur Stärkung der Wirtschaft ein. Damals wurden US-Bürgern 130 Millionen Schecks über jeweils 600 USD (entspricht 78 Milliarden USD Gesamtsumme) vom Finanzamt zur freien Verfügung ausgestellt. Ein einmaliges Geldgeschenk, um die Folgen der Finanzkrise für die US-Wirtschaft abzufedern. Der Erfolg war jedoch kaum messbar und nur sehr kurzfristig ein Impuls für das amerikanische Wirtschaftswachstum.
Die EZB denkt ernsthaft über den Einsatz von Helikoptergeld nach
Mario Draghi findet das Konzept und die Idee des Helikoptergeldes „sehr interessant“. Scheinbar hilft nicht mal die Zinssenkung auf 0% und die Erhöhung von Strafzinsen für das Geldparken bei der EZB auf 0,4%, sowie die Ausweitung der Anleihekäufe auf 80 Milliarden EUR monatlich, um die Inflationsrate in der Eurozone zu erhöhen. Es müssen also neue „Lösungen“ auf den Tisch! 1300 EUR Helikoptergeld für jeden Bürger – diese Summe wird aktuell diskutiert.
EZB: Hat Mario Draghi HELIKOPTER-GELD angekündigt?
Mario Draghi im Interview: „Danke! Nun, ich muss sagen, wir als EZB haben nicht wirklich über Helikoptergeld gesprochen. Es ist ein sehr interessantes Konzept, das jetzt von akademischen Ökonomen und in verschiedenen Fachkreisen diskutiert wird. Aber wir haben Helikoptergeld bisher nicht wirklich als Konzept untersucht. Auf den ersten Blick scheinen damit auch komplexere Probleme wie die Bilanzierung und die Rechtsgrundlage einer solchen Maßnahme verbunden zu sein. Es ist jedoch so, dass „Helikopter-Geld“ in sehr unterschiedlicher Form gestaltet werden kann. Das müssen wir prüfen!“
Fluch oder Segen – was sagen die Experten?
Viele Haushalte würden das Geld eher sparen als ausgeben. Darüber hinaus bezweifeln Finanzexperten, ob die Zentralbank das Recht für die Umsetzung einer solchen Maßnahme besitzt. „Die Notenbanken haben dazu kein Mandat, auch weil damit eine massive Umverteilung verbunden wäre“, erklärte Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank. „Statt immer waghalsigere geldpolitische Experimente ins Spiel zu bringen, wäre es sinnvoll, einmal innezuhalten“, so Weidmann im Interview. Ähnlich positioniert sich Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank in der FAZ. „Wirtschaftlich ist es nicht nötig. Politisch würde man damit einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen. Es würde die Illusion nähren, die Notenbank könne für die Bürger einfach immer mehr Geld drucken und damit die Probleme lösen.“. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank sieht die Gefahr, dass die EZB mit dem Helikoptergeld ihr Mandat überschreitet.
Der ehemalige Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Otmar Issing, warnt vor Geldgeschenken der Notenbank in Form von „Helikoptergeld“. „Die ganze Idee des ,helicopter money‘ halte ich für besorgniserregend, für geradezu verheerend. Denn das ist ja nichts anderes als eine Bankrotterklärung der Geldpolitik„, sagte Issing. „Eine Notenbank, die Geld verschenkt, wird kaum mehr die Kontrolle über die Notenpresse wiedererlangen können.“
Laut dem Schweizer Wirtschaftswissenschaftler Mathias Binswanger kann Helikoptergeld durchaus einen gewissen Einfluss haben: „Geld, das man kurzfristig bekommt – wie einen Lottogewinn zum Beispiel –, gibt man leichter wieder aus als Geld, das man tatsächlich verdient hat.“ Aber in längerfristiger Betrachtung „würde das vor allem zur Inflation führen, weil nicht tatsächlich die produktive Kapazität in der Wirtschaft ausgeweitet wird“.
Fazit:
Ob das Helikoptergeld nun kommt oder nicht, so bleibt doch die Feststellung:
Ein Währung die verschenkt wird, ist eigentlich schon tot! Oder stärkt es Ihr Vertrauen in den Euro? Was würde Sie mit Ihrem Geldgeschenk machen? Sparen, Verkonsumieren oder Anlegen? Wie stehen Sie zur Idee des Helikoptergeldes?
Nutzen Sie bitte unsere Kommentarfunktion!
(C) GELDRAUB
Neben AU und AG würde ich meinen Kindern noch Sportgeräte kaufen. Also ansparen plus ausgeben in Wechsel.
Sofort Edelmetalle (Gold oder Silber) kaufen!
Bzw. schulden tilgen, sodass man Schuldenfrei den Kollaps überstehen kann.
Wofür würde das Helikoptergeld verwendet werden.
Bei Harz 4 Empfängern ist dieses Geld Einkommen und der Staat kann sich in dem Monat der Ausschüttung die Zahlung der Beiträge sparen. Der Segen des Geldes würde somit zum größten Teil an den Staat gehen.
Alle Berufstätigen und auch Rentner müssen diesen Geldsegen als Einkommen versteuern. Der Segen des Helikoptergeldes würde somit zum großen Teil den Staaten zu Gute kommen.
Der Teil, der bei den Bürgen verbleibt wird dann zum Konsum, Tilgung von Schulden und Sparen verwendet.
Geld unsinnig ausgeben können unsere Politiker und Staatsbeamte bekanntlich am besten. In Deutschland werden nach meiner Schätzung ca. 30 Milliarden an Steuergeldern mehr eingenommen bzw. an Harz 4 Leistungen weniger ausgegeben. Dieses Geld wird dann von „verantwortungsvollen Politikern“ zum Fenster rausgeschmissen und der Wirtschaft zugeführt.
Sollte wiedererwartend dieser Geldsegen zum Tilgen von Schulden verwendet werden erreichen wir dadurch nichts. Geld aus dem Nichts geschaffen wird dadurch verwendet, dass Kredite, die aus dem Nichts erschaffen wurden getilgt werden. Das ist ein Nullsummenspiel.
Auch die Finanzierung der Staaten durch die EZB ist ein Nullsummenspiel. Mit dem Geld der EZB werden Staatsanleihen gekauft, damit alte Verbindlichkeiten bei den Banken getilgt werden können. Geld aus dem Nichts wird wieder dafür verwendet, um Kredite aus dem Nichts geschaffen getilgt werden.
Das ist der Grund, warum es durch die Staatenfinanzierung nicht zu einer stärkeren Inflation kommt. Mit dem Helikoptergeld, das ausgezahlt wird ohne Anrechnung auf die Sozialhilfe und ohne dieses zu versteuern wird zum Größten Teil ausgegeben. Dadurch können wir die gewünschte Inflation erreichen.
Alles richtig erklärt, Anonym! Helikoptergeld ist der letzte Mist, der den Zentralbanken noch einfällt. Selbst wenn alles steuerfrei und abgabefrei angerechnet wird, wird eine Einmalaktion keine Inflation auslösen! Dann müsste man schon mindestens 1 Jahr lang das Geld verschenken! Und dann ist der Euro eh kaputt. Die EZB gleich mit, da Negativkapital in den Büchern.
Kommt das Heligeld, ist der Euro tot.
Warum bitte brauchen wir Inflation von 2%? Eine wertstabile Währung hat eine Inflation von 0%, bedeutet, ich bekomme heute und morgen für 1 Euro ein Ei und nicht morgen ein Ei -2%. Alles Lug und Trug, was die Zentralbanken veranstalten.
Ich würde es wie Gretl machen, siehe Kommentar unten 😉
Pingback: News 03.04.2016 | Krisenfrei
Also ich wüsste ganz genau was ich mit meinem Helikoptergeld machen würde, sagen wir die 1300 Euro bekomme ich wirklich auf mein Konto überwiesen. Dann gehe ich zur Bank, hebe es in Bar ab und laufe zum nächsten Edelmetallhändler und hole mir 1 Unze Gold und noch 10 Unzen Silber dazu.
Ok, der Sinn ist damit verpasst die Konjunktur anzukurbel und natürlich entziehe ich damit das Geld sofort wieder dem Kreislauf… also handel ich komplett „falsch“ in Draghis Augen. Das ist mir aber völlig egal, die Wirtschaft wird er eh nicht damit ankurbeln… dann müsste Draghi das schon jeden Monat machen.
Ich jedoch halte dann etwas Werthaltiges in meinen Händen. Ein Goldgeschenk nehme ich gerne an, natürlich monatlich.
Gretl